Antworten zum Thema „Werte: Monitorhelligkeit, Weisspunkt und Gamma“

[rainerE]

Hallo,

mein neuer EIZO ColorEdge CS240 ist angekommen und ich bin etwas unsicher, welche Werte ich für die Kalibrierung vorgeben soll. Die ColorNavigator-Software bietet für den Bereich Print 80cd/m2 als Voreinstellung an. Das erscheint mir etwas wenig – glaube mich an 120cd/m2 vor Jahren, als Vorgabe bei X-Rite, zu erinnern. Gamma 2,2 und Weisspunkt 5000K stelle ich mal nicht in Frage.
Nach einigem Querlesen im Netz, gewinne ich immer mehr den Eindruck, dass da ganz viel nach persönlichem Gusto eingestellt wird, vor allem bei der Helligkeit.

Könnte ich dazu vielleicht mal etwas Fundiertes von den Grafikprofis hier hören? Jetzt habe ich hier endlich mal wieder einen einigermaßen guten Monitor und auch noch mein i1-Display-Messgerät – da möchte ich nicht gleich mit Murks beginnen und mich nachher wieder wundern, warum der Druck nicht "passt".

Liebe Grüße
Rainer

 

[pxStefan]

Hallo Rainer,

wie immer kommt es darauf an.

Grundsätzlich ist eine Luminanz von 80cd/m² nicht falsch, wenn Du wirklich den Monitor für Drucke (also gute professionelle Drucke, nicht der Bürodrucker oder Billigdruckerei) kalibrieren möchtest. Dann hast einen stimmigeren Eindruck des bedruckten Papiers, welches ja nicht aus sich selber leuchtet wie ein Monitor. D50 = Weisspunkt bei 5000K ist völlig in Ordnung, da dies auch der Normlicht-Umgebung der Druckvorstufe entspricht. Ich benutze übrigens für die Bearbeitung der Druckdaten am liebsten einen reinweissen Hintergrund in Photoshop.

Für Web sieht die Sache dann anders aus. Hier benötigst Du eine Simulation des sRGB Farbraums, wie ihn die meisten Webuser haben. Sprich den Monitor eher heller, Luminanz also 120 cd/m² oder mehr. Den Weisspunkt eher kühl bis zu kühl, also z.B. 6500 K. Der Farbraum ist auch kleiner, also hat eine geringere Sättigung als Dein Eizo. (Ein Standard-Monitor als Zweitmonitor ist für solche Betrachtungen auch sehr gut geeignet. Da sieht man wieviel mehr Farbe der Eizo so bringt so lange er nicht sRGB simuliert.)

Für eine medienneutrale Kalibrierung eigenet sich meiner Meinung nach, am ehesten das "Fotografie"-Profil des Color-Navigators. Wenn Du großen Wert auf die neutrale Darstellung in den Schatten legst, kannst Du die Priorität auf Graubalance stellen. Allerdings werden dadurch in der Regel die Tiefen heller dargestellt, also etwas geringerer Kontrast. Den Weisspunkt kannst Du ggf. an die Farbtemperatur Deines Monitorumfelds anpassen. (z.B. Tageslicht Nordseite K6500 oder Kunstlicht-Umgebung Halogen K5000). Die Luminanz kannst Du auch der Umgebung anpassen.

Besser ist allerdings (sofern dies geht) mit genormten Umfeld/Kalibrierungen zu arbeiten und sein Arbeitsumfeld dem anzupassen.

Viel Spaß und Erfolg mit Deinem neuen Monitor.
Stefan

 

[havelmatte]

Stefan hat das auf den Punkt gebracht

 

[benutzername_x]

Ich benutze übrigens für die Bearbeitung der Druckdaten am liebsten einen reinweissen Hintergrund in Photoshop

Hier gibt es kein Veto?

 

[utnik]

Hier gibt es kein Veto?

veto natürlich nicht!
ich mag zwar diesen blendenden hintergrund nicht, arbeite selber meist auf recht dunklem hintergrund.
ich verstehe es aber, da in meinem dunklen arbeitsbereich die bilder eigentlich zu leuchtend erscheinen (auch bei drucksimulation) – die realistischste ansicht ist wohl schon die auf reinweiss…

gruss
utnik

 

[rainerE]

Hier gibt es kein Veto?

Doch, von mir! Aber erst kommt der Dank für den restlichen Beitrag von Stefan! ;-)

Also, alles sehr gut erklärt – herzlichen Dank. Ich werde die Einstellung für "Fotografie" aus dem ColorNavigator für erste benutzen. Meine Bilder werde ich aber nach wie vor mit einem grauen Hintergrung bearbeiten. Ich finde weiß zu anstrengend für die Augen. Außerdem kann ich die Kontraste besser beurteilen, wenn der Hintergrund nicht weiß oder schwarz ist. Aber vielleicht ist das eine persönliche Vorliebe.

Lieber Gruß
Rainer

 

[pxStefan]

Meine Bilder werde ich aber nach wie vor mit einem grauen Hintergrung bearbeiten

Ja, ist vollkommen richtig. Du hast Dich ja für den medienneutralen Workflow entschieden.

Einen weissen Hintergrund benutze ich nur für die Druckvorstufe bei einer Luminanz von 80. Sonst auch eher was Graues oder halt passend für die bekannte Verwendung. Das kann dann sogar mal Schwarz sein.

Hau rein
Stefan