Bergfotografie - Teil 05 - Bergsport in motion - verwischt - verrückt - dynamisch

So klassisch und zeitlos die „eingefrorene“ Outdoor- bzw. Bergsportaction-Fotografie ist, so dynamisch, so schön, schnell und modern können mitgezogene oder bewegungsunscharfe Bilder sein. In diesem sehr kreativen Bereich der fotografischen Welt kann die Digitalfotografie ihre Stärken voll ausspielen. Was analog wirklich schwierig war und sehr viel Erfahrung, aber auch Glück erforderte, ist heutzutage deutlich leichter bei gleichzeitig wesentlich höherer Erfolgsquote.
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Erst der Gegensatz von Schärfe und Unschärfe bringt dieses Bild zum Leben. Der tiefe Kamerastandpunkt sowie die angeschnittene Person stehen für eine moderne Bildsprache. Verschlusszeit 1/40 Sekunde, Canon EOS 1Ds MK III mit f4 17-40 mm. Berliner Hütte, Zillertaler Alpen, Österreich.
Gute „Mitzieher“ erfordern jedoch nicht nur ein ordentliches technisches Wissen, sondern vor allem auch Routine und die Bereitschaft, ständig zu lernen und zu experimentieren.
Der ideale Mitzieher: ein wunderschöner Vorder- und Hintergrund, zwei farblich passende Biker und die (für dieses Motiv) perfekte Verschlusszeit von 1/15 Sekunde, Canon EOS 1N mit EF f2,8 300 mm L.
Soilasee, Ammergauer Alpen, Deutschland.
Welche technischen Faktoren spielen eine Rolle?
• Das Licht: Grundsätzlich kann man bei allen Lichtsituationen und allen Formen von bewegten Motiven „mitziehen“. Sinnvoll sind jedoch eher lichtschwache Aufnahmesituationen, nicht nur, um längere Verschlusszeiten zu erreichen, sondern auch, weil es in meinen Augen die schöneren Effekte gibt.• Die Brennweite: Auch bezüglich der Brennweite gibt es keine Zwänge oder Einschränkungen. Ich kann einen Skifahrer in 50 Meter Entfernung mit dem 300-mm-Teleobjektiv fotografieren, den nahen Mountainbiker aber genauso spannend, schön, verrückt etc. mit dem 14-mm-Superweitwinkelobjektiv.
• Der Blitz: Viele Aufnahmen in diesem Stil bekommen das gewisse Etwas erst durch die Verwendung des Blitzes. Er bringt eine gezielte Beleuchtung des Akteurs (und nicht des Hintergrundes) und sorgt punktuell für Schärfe auf der bewegten Person. Ganz wichtig: Damit der Schweif der Bewegung hinter dem Akteur liegt, sollte auf den zweiten Verschlussvorhang geblitzt werden, d.h., das Blitzen erfolgt erst am Ende der Verschlusszeit.
• Das Stativ: Es klingt verrückt, aber in einigen Bereichen, vorzugsweise wenn das Mitziehen nur auf einer Achse stattfindet, kann das Stativ wertvolle Dienste leisten. Idealerweise sollte das Stativ jedoch mit einem Dreiwegeneiger ausgestattet sein und nicht mit einem Kugelkopf. Nur so kann die Kamera kontrolliert auf einer Achse bewegt werden (in der Regel auf der horizontalen, um zum Beispiel einem Radfahrer zu folgen) und gleichzeitig die beiden anderen Achsen fixiert werden.
• Das stabilisierte Objektiv: Natürlich werden wir auf so manch langer oder extremer Tour kein Stativ dabeihaben. Eine große Hilfe sind dann die so genannten elektro-optischen Bildstabilisatoren (Image-Stabilizer von Canon, VR-Objektive von Nikon bzw. die in die Sony SLR-Kameras integrierten Bildstabilisatoren). Vereinfacht ausgedrückt reduzieren all diese Systeme unser Zittern und Schwingen. Wir können mit ihrer Hilfe bis zu drei oder vier Stufen längere Verschlusszeiten aus der Hand halten.
Die Grundlagen:
Wo liegen jetzt konkret die digitalen Vorteile und was muss man technisch beachten, um möglichst optimale Ergebnisse zu erzielen? Es mag unlogisch klingen, aber ein ganz wesentlicher Punkt ist der Hintergrund der eigentlichen Szene. Er sollte möglichst gleichmäßig und ruhig sein, um damit eine weiche und monochrome, im Bild dann zart verwischte Fläche zu ergeben. Nur dann wird sich das Hauptmotiv, ganz gleich ob Biker, Wanderer, Skifahrer oder Kletterer, auch entsprechend von ihm abheben.Aufnahmen im schwachen Licht der Dämmerung sind fotografisch in den Bergen eine Standardsituation. Nur ist mir bei diesem Bild ein technischer Fehler unterlaufen - wer sieht ihn? Verschlusszeit 0,3 Sekunden bei ISO 400, Canon EOS 5D mit EF f4 17-40 mm Schiara, Dolomiten, Italien.
PS: Ich habe dummerweise auf den ersten Verschlussvorhang geblitzt ...
Eigentlich bin ich ja gar kein Tierfotograf! Aber dieses Rudel Steinböcke lief mir plötzlich vor die Kamera, ein klassischer Mitzieher. Verschlusszeit 1/50 Sekunde, Canon EOS 1Ds MK III mit Zeiss 100-300 mm ohne Stabilisator! Lechtaler Alpen, Österreich.
Kreative Unschärfe und Dynamik oder einfach nur ein unscharfer Skifahrer? Bedingt durch das extreme Weitwinkel von nur 15 mm (Vollformat-Fischauge) täuschen auch bei diesem Bild die Distanzen. Der Fahrer ist bei dieser Aufnahme trotz einer Verschlusszeit von nur 1/800 Sekunde!!! bewegungsunscharf. Dennoch hat das Bild in meinen Augen einen gewissen Reiz. Canon EOS 1D MK III mit EF f2,8 15 mm. Hintertux, Zillertaler Alpen, Österreich.
Hier ist alles unscharf, eine Aufnahme ohne jede Schärfe. Kurzum - das Bild würde ich löschen ... Verschlusszeit 1/40 Sekunde, Canon EOS 15D mit EF f4 70-200 mm L IS). Kellerjoch, Zillertaler Alpen, Österreich.
Eine düstere Szene. Nur durch den Blitz kommt Leben in die nächtliche Szene. Die Personen sind (fast) eingefroren, die Bewegungsunschärfe liegt auf den Schaufeln, Händen etc. Verschlusszeit 1/15 Sekunde, Canon EOS 5D mit EF f4 17-40 mm L, Blitz minus 1,5) Lyngen Alps, Norwegen.
Mitgezogen und geblitzt. Trotz des starken Weitwinkelobjektivs wurden die Bäume im Hintergrund (gerade) ausreichend verwischt. Verschlusszeit 1/10 Sekunde, Blitz minus 1, Canon EOS 5D mit EF f4 17-40 mm L. Baumgartenschneid, Bayerische Alpen, Deutschland.
1. Kontrolle der Belichtung über das Histogramm.
2. Beurteilung des Wischeffektes bzw. der Bewegungsunschärfe über den Monitor.
3. Kontrolle der partiellen Schärfe des Akteurs über die Lupenfunktion.
4. Beurteilung des eingesetzten Blitzlichtes in seiner Stärke und Ausrichtung.
5. Beurteilung des Bildaufbaus bzw. der Positionierung von Personen im Bild.
Der Klassiker: mitgezogener Biker vor monochromem Hintergrund. Wichtig ist die partielle Schärfe im Gesicht. Verschlusszeit 1/8 Sekunde, Canon EOS 1D MK III mit EF f4 70-200 mm L bei 100mm. Zillertaler Alpen, Österreich.
Die Technik:
Das „Mitziehen“ selbst ist technisch relativ einfach und läuft immer nach dem gleichen Schema ab: Aus einer möglichst stabilen Körperhaltung heraus folge ich mit der Kamera dem Akteur. Bei horizontalen Bewegungen meist im Querformat, bei vertikalen Bewegungen durchaus auch mal im Hochformat. Der rechte Zeigefinger ist immer auf dem Auslöser, um bei Bedarf oft und kontrolliert auslösen zu können. Über den Auslöser aktiviere ich gleichzeitig den Autofokus. Ein entsprechendes AF-Messfeld bestimme ich vorher in Abhängigkeit vom Bildaufbau. Zusammenfassend gesagt: Ich folge mit der Kamera der Aktion und löse dabei, meist mit langer Verschlusszeit, immer wieder aus.Diese Aufnahme entstand vom Stativ aus. Die beiden Wanderer sind mehrmals kontrolliert „ins Bild gelaufen“. Die Bewegungsunschärfe dürfte in meinen Augen jedoch nicht stärker sein. Verschlusszeit 1/8 Sekunde, Canon EOS 5D mit EF f4 17-40 mm L. Val Grande, Italien.
Eigentlich wollte ich ja nur den Baum vom Stativ aus fotografieren. Dann kam die Idee mit den Wanderern ... Verschlusszeit 1/2 Sekunde, Canon EOS 5D mit EF f2,8 70-200 mm L IS. Mercantour Nationalpark, Frankreich.
Natürlich kann man beide Techniken, das Mitziehen und die Bewegungsunschärfe, miteinander kombinieren. Aber Vorsicht: Zu viel Unschärfe muss nicht immer kreativ sein.
Viele der digitalen Vorteile können wir jedoch nur nutzen, wenn eine Szene wiederholbar ist. Wenn wir zum Beispiel mit Freunden, bzw. der Profifotograf mit Models, vor Ort sind und unsere Akteure eine Stelle beliebig oft fahren bzw. laufen, springen oder klettern können.
Ohne Bildstabilisator wäre bei dieser Aufnahme nichts mehr scharf. So liegt die Bewegungsunschärfe partiell auf dem Körper, auch der Fels unten ist, bedingt durch die offene Blende, im Unschärfebereich. Verschlusszeit 1/10 Sekunde, Canon EOS 1D MK III mit EF f2,8 70-200 mm L IS bei 70mm. Bachhexe, Zillertaler Alpen, Österreich.
Zuletzt nochmals Bewegungsunschärfe mit Blitz. Die Farben leuchten, Nebel, Mond und Dämmerung bringen Atmosphäre. Verschlusszeit 1/25 Sekunde, Blitz minus 1, Canon EOS 1D MK II mit EF f4 17-40 mm L. Längenfeld, Ötztaler Alpen, Österreich.

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Herbst-Fotografie: Fotoshooting-Tipps
Spannendes und Hilfreiches Tutorial. Wie die Vorgänger sehr zum empfehlen
Wieder mal was zum Ausprobieren, vielen Dank.
Tolles Tutorial, schöne Bilder !
Gut gelungenes Tutorial
Tolle Fotos. Die beschreibung ist vielleicht ein wenig zu allgemeine gehalten, um sie 1:1 auf anderen Kamerasystemen zu reproduzieren.
In jedem Fall lesenswert!
schönes tut! auch wenn einige bilder nicht ganz mein geschmack sind, meine kollegen im skiurlaub diesen winter werden sich freuen wenn ein paar schöne bilder dabei rauskommen ;)
super beschrieben und tolle bilder
Klasse Workshop mit tollen Anregungen und Tipps für das How-to
danke macht spaß zum anschaun und lesen
Tolle Bilder und Anregungen
ich kann mich da nur meinen vorrednern anschließen, ich finde diese Thematik wirklich spannend (auch, gerde im bereich der Natur Fotographie) nur warum blenden vorwahl und nicht Blendenautomatik??
@eFoX auslöser betätigen und die kammera mit dem Motiv mitbewegen :P
bei den verschlusszeiten muss man ausprobieren, die hier sind gute richtwerte.
danke für die Belichtungs und verschlusszeiten
Danke auch dafür!
Bilder sind zwar echt gut geworden und schön, dass Blende/Verschlusszeit etc angegeben ist aber die Erläuterungen könnten ausführlicher sein
Ich finde die Fotos sehr schon. diese Fotos sind gerade so fotografiert, wie auch ich fotografire /oder mochte fotografieren/
supergeiles joggingbild : danke für das tutorial!
gute Bilder und recht tolles Tut.
hätte auch gern mehr infos über solche zieher...thx
Schöne Bilder, aber als Tutorial unbrauchbar.
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