Teil 07 von 23: Mit geringer Schärfentiefe arbeiten

Tutorial zum Thema „Endlich besser fotografieren“ • Teil 7 von 23 • Autor:
Stefan Seip • www.photomeeting-media.de • stefan@photomeeting.de
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Vor einem scharfen Hintergrund hebt sich ein Hauptmotiv nicht richtig ab (links). Wesentlich besser kommt es zur Geltung, wenn der Hintergrund in Unschärfe getaucht ist (rechts).
BITTE NICHT
Mit einer zu großen Schärfentiefe arbeitenZunächst soll der Begriff „Schärfentiefe“ geklärt werden, der synonym mit „Tiefenschärfe“ verwendet werden darf.
Genau betrachtet bildet jedes Fotoobjektiv nur eine Ebene wirklich scharf ab, die zudem parallel zum Bildsensor orientiert ist. In welcher Entfernung sich diese Ebene zum Bildsensor befindet, wird durch die Entfernungseinstellung am Objektiv festgelegt, meistens durch den Autofokus, in manchen Fällen auch durch manuelle Fokussierung. Man mag es kaum glauben, aber alles, was sich vor und hinter dieser Ebene befindet, wird mehr oder weniger unscharf abgebildet!
Dadurch unterscheidet sich die Physik der fotografischen Abbildungsgesetze grundlegend von unserem visuellen Eindruck, mit dem wir die Welt wahrnehmen. Der nämlich vermittelt das Gefühl einer unbegrenzten Schärfentiefe, obwohl auch das menschliche Auge den Abbildungsgesetzen unterworfen ist. Doch der „Autofokus“ unserer Augen, „Akkommodation“ genannt, funktioniert perfekt und blitzschnell. Das bedeutet, dass je nach Blickrichtung stets auf die Stelle fokussiert wird, die man anschaut. Dadurch entsteht der Eindruck einer unbegrenzten Schärfentiefe, die in Wirklichkeit nicht vorhanden ist.
Bekanntermaßen existieren Fotos, auf denen sowohl der Vorder- als auch der Hintergrund scharf erscheinen. Bedeutet das, dass die eingangs aufgestellte Behauptung, dass nur eine Ebene scharf sein kann, falsch ist? Nein, denn unter bestimmten Umständen tritt der Fall ein, dass Objekte vor und hinter der Schärfenebene weniger unscharf abgebildet werden. Wird die Unschärfe auf ein bestimmtes Maß reduziert, empfinden wir die Abbildung wiederum als scharf. Mit anderen Worten: Scharf werden tatsächlich nur Motivbereiche, die genau in der eingestellten Schärfenebene liegen, davor und dahinter liegende Bereiche können durch Ausdehnung der Schärfentiefe auf einem Foto scharf erscheinen, obwohl sie in Wirklichkeit nur „weniger unscharf“ aufgezeichnet wurden.
Schärfentiefe ist aus diesem Grund kein exakt zu umschreibender Begriff. Er hängt davon ab, welchen Grad von Unschärfe man noch als scharf akzeptieren mag und welchen nicht. Auch die Größe eines Ausdrucks, einer Projektion oder einer Bildschirmdarstellung ist entscheidend, denn je stärker ein Bild vergrößert wird, desto leichter werden Unschärfen sichtbar. Du kennst diesen Zusammenhang sicher von der Bildrückschau deiner Digitalkamera: Während das ganze Bild auf dem Display noch scharf aussieht, erkennt man erst in der vergrößerten Darstellung, dass es vielleicht doch nicht ganz scharf ist.
Beobachte deine Blickführung beim Betrachten dieser Aufnahme. Dein Blick wendet sich oft vom Hauptmotiv ab und schweift zum Hintergrund, dessen Strukturen scharf genug sind, um immer wieder die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und damit vom Hauptmotiv abzulenken. Stimmt’s?
BESSER MACHEN
Maximale Blendenöffnung und lichtstarke Objektive verwendenFotos werden in dem Moment besser, in dem der Fotograf den Grad der Schärfentiefe bewusst steuert und bildwirksam einsetzt. In vielen Fällen bedeutet das, mit geringer Schärfentiefe zu arbeiten. Der Fotograf sollte es nicht dem Betrachter überlassen zu entscheiden, was auf dem Foto das Hauptmotiv sein könnte. Um dieses Ziel zu erreichen, gibt es mehrere Mittel, etwa eine große, formatfüllende Abbildung des Hauptmotivs (siehe Nummer 5 dieser Tutorialserie). Ein probates Mittel ist vor allem aber die scharfe Abbildung des Hauptmotivs, während andere Motivbereiche unscharf abgebildet werden, wenn sie außerhalb der Schärfentiefe liegen.
Durch den total unscharfen Hintergrund bleibt der Blick förmlich auf dem Hauptmotiv kleben.
Ablenkende Details lösen sich regelrecht in Unschärfe auf, wenn sie nur weit genug außerhalb des Schärfentiefen-Bereichs liegen. Ein unruhiger Hintergrund, vor dem ein Hauptmotiv kaum zur Geltung kommt, kann durch Unschärfe „beruhigt“ werden. Mehr noch: Das Hauptmotiv lässt sich durch den selektiven Einsatz von Schärfe regelrecht isolieren, also „freistellen“. Andererseits entspricht ein Foto mit geringer Schärfentiefe nicht unserem Seheindruck, bietet also ein enormes Potenzial, durch eine ungewöhnliche Darstellungsweise Interesse hervorzurufen.
Einschränkend möchte ich aber betonen, dass die geringe Schärfentiefe nicht dem reinen Selbstzweck dienen sollte. Fotos, deren Wirkung sich einzig und allein auf diesen Effekt beschränkt, verfehlen meistens das Ziel. Wichtig ist daher, darauf zu achten, dass eine knapp dosierte Schärfentiefe die Wirkung eines ohnehin guten Fotos steigert.
Es sind diese vier Faktoren, von denen die Schärfentiefe abhängt:
1. Blende
2. Brennweite
3. Abbildungsmaßstab
4. Sensorgröße
Alle vier Faktoren sollen im Folgenden einzeln besprochen werden.
Blende
Je weiter die Blende geöffnet ist, desto geringer ist die Schärfentiefe. Hier ein Ausschnitt aus der international genormten Blendenskala, die volle und halbe Blendenstufen zeigt (volle Stufen sind - außer in der PDF - fett gedruckt):1,2 | 1,4 | 1,8 | 2,0 | 2,5 | 2,8 | 3,5 | 4,0 | 4,5 | 5,6 | 6,7 | 8,0 | 9,5 | 11 | 13 | 16 | 19 | 22 |
Geringe Schärfentiefe | Große Schärfentiefe |
Die Blende ist im Objektiv lokalisiert und besteht aus Lamellen, die eine mehr oder weniger runde Öffnung in der Mitte bilden. Niemals schließt sie sich vollständig. Die Blende regelt, wie viel des Lichtes durch das Objektiv gelassen wird und hat darüber hinaus einen Einfluss auf die Schärfentiefe.
Testaufnahme mit voll geöffneter Blende 2,0. Fokussiert wurde auf die Hibiskus-Blüte rechts der Bildmitte. Die Schärfentiefe ist gering, Vorder- und Hintergrund werden unscharf dargestellt. Die drei markierten Bildausschnitte sind weiter unten in starker Vergrößerung zu sehen.
Steht nur eine begrenzte Schärfentiefe zur Verfügung, wie in diesem Beispiel bei Blende 8, kommt es darauf an, auf welche Entfernung fokussiert wird. Soll die Schärfentiefe vom Vorder- bis zum Hintergrund reichen, darf nicht auf den weit entfernten Baum fokussiert werden (Pfeil), sonst wird der Vordergrund unscharf.
Brennweite
Weitwinkelobjektive haben eine große, Teleobjektive eine geringe Schärfentiefe. Je kürzer die Brennweite ist, desto größer fällt demnach die Schärfentiefe aus.Bei Blende 8 erscheint diese Weitwinkelaufnahme vom Vorder- bis zum Hintergrund scharf. Die Schärfentiefe ist groß.
Abbildungsmaßstab
Die Schärfentiefe wird geringer, wenn der Abbildungsmaßstab steigt. Will sagen, je weiter man in den Makro-Bereich vordringt, desto geringer wird die Schärfentiefe.Eine Landschaftsaufnahme mit Blende 5,6 zeigt in diesem Fall bereits eine stattliche Schärfentiefe.
Sensorgröße
Je kleiner der Bildsensor (oder das Filmformat) der Kamera ist, desto größer ist die Schärfentiefe der Fotos. Exakt das ist der Grund dafür, dass Fotos, die mit digitalen Kompaktkameras oder Fotohandys aufgenommen wurden, praktisch immer eine fast unbegrenzte Schärfentiefe aufweisen: Alles von vorne bis hinten wirkt gleich scharf.Vergleich von vier verschiedenen Sensorgrößen. Dunkelblau das sogenannte „Vollformat“. Orange das DX-Format von Nikon, rot das Format des „FourThird-Standards“ und gelb das Sensorformat der Kamera im Apple iPhone 4.
http://www.dofmaster.com/dofjs.html (in englischer Sprache)
Während die Sensorgröße durch die verwendete Kamera vorgegeben ist, können die drei verbleibenden Parameter hinsichtlich einer geringen Schärfentiefe optimiert werden. Dazu empfehle ich die folgende Vorgehensweise:
1. Verwende dein Standard-Zoomobjektiv und drehe den Zoomring an den Anschlag mit der längsten Brennweite (maximale Telestellung). Verstelle danach den Zoomring nicht mehr. Alternativ kannst du ein Objektiv mit fester Brennweite und besserer Lichtstärke benutzen, falls ein solches zur Verfügung steht.
Ein Zoomobjektiv mit 18 – 55mm Brennweite wurde auf die maximal mögliche Brennweite, 55mm, eingestellt (Pfeil).
Einstellung der „Zeitautomatik“ (Av) am Modus-Wahlrad einer Canon EOS-Kamera.
Einstellen der maximal möglichen Blendenöffnung bei einer Canon EOS 450D, in diesem Fall 5,6 (Pfeil).
5. Stelle auf das Hauptmotiv scharf (Autofokus) und löse aus.
Das Resultat ist ein Foto mit der minimal möglichen Schärfentiefe unter den vorgegebenen Bedingungen mit dem verwendeten Objektiv. Ist der Hintergrund für deinen Geschmack noch immer zu scharf, müsste ein lichtstärkeres Objektiv oder eines mit längerer Brennweite zum Einsatz kommen. Falls möglich, könntest du versuchen, noch näher ans Motiv heranzugehen oder einen noch weiter entfernten Hintergrund zu wählen.
Sensorgröße
Sind alle angesprochenen Varianten ausgeschöpft und das Wunschergebnis noch immer nicht im Kasten, muss das Thema Sensorgröße noch einmal aufgegriffen werden. Weißt du, wie groß der Sensor in deiner Kamera ist? Bei digitalen Spiegelreflexkameras ist der entsprechende Wert in den technischen Daten der Anleitung zu finden. Die Angaben müssen in Millimetern erfolgen, also zum Beispiel 22,3 x 14,9mm oder 23,6 x 15,8mm. Eine Angabe in Zoll (") ist zunächst wertlos und muss erst in die echten Abmessungen „übersetzt“ werden. Die folgende Webseite ist dabei eine große Hilfe:www.horstmueller-galabau.de/diverses/digitalkameras.htm
Ebenfalls zu empfehlen ist die Webseite
http://sprec000.lima-city.de/Digicam9.html
Dort werden die Sensorgrößen vieler handelsüblicher Digitalkameras aufgelistet. Um die unterschiedlichen Abmessungen der Bildsensoren zu verdeutlichen, hier ein Auszug der dort zu findenden Informationen:
Kamera-Modell(e) | Sensorgröße [mm] |
Apple iPhone 4 | 4,5 x 3,4 |
Casio EX-Z1200, Panasonic Lumix FX-100 | 7,5 x 5,5 |
Olympus E 300, E330 | 17,3 x 13,0 |
Canon EOS 550D, 60D | 22,3 x 14,9 |
Nikon D300, D90 | 23,6 x 15,8 |
Sony Alpha 200, Alpha 300 | 23,5 x 15,6 |
Sony Alpha 900, Canon EOS 5D, Nikon D3 | 35,8 x 23,9 |
Die Sensorgröße wirkt sich maßgeblich auf die Abmessungen einer Kamera, deren Gewicht und letztlich auch den Preis aus. Kameras mit relativ großen Bildsensoren sind vergleichsweise groß, schwer und kostspielig, erfordern den Einsatz entsprechend voluminöser Objektive.
Ist die lange Kante des Sensors kleiner als etwa 10mm, ist es in der Praxis kaum noch möglich, mit dem Gestaltungsmittel einer geringen Schärfentiefe zu arbeiten, denn selbst die minimal zu erreichende Schärfentiefe ist bereits zu groß dafür. Je größer der Bildsensor ist, desto besser gelingt das Spiel mit Schärfe und (Tiefen-) Unschärfe.
Daher ist für mich die Sensorgröße ein entscheidendes Kriterium bei der Wahl meiner Kamera. Ich würde einer Einsteiger-Spiegelreflexkamera mit relativ großem Sensor jederzeit den Vorzug geben vor einer Edel-Kompakten in der gleichen Preislage mit wesentlich kleinerem Sensor.
Lichtstärke
Je lichtstärker Objektive sind, desto geringer ist die Schärfentiefe, wenn man mit der maximalen Blendenöffnung fotografiert. Alle Zoomobjektive haben eine nur mäßige Lichtstärke, Objektive mit fester Brennweite eine vergleichsweise hohe Lichtstärke. Welche Lichtstärke ein Objektiv hat, ist auf dem Objektiv vermerkt. Bei Zoomobjektiven findet man nicht selten einen Lichtstärkenbereich, etwa die Angabe „3.5 – 5.6“. Das bedeutet nicht, dass man nur Blenden zwischen 3,5 und 5,6 einstellen kann! Vielmehr weist ein solches Zoomobjektiv eine variable Lichtstärke auf, die sich mit der Brennweite ändert. In Weitwinkelstellung beträgt die Lichtstärke dann immerhin 3,5, in Telestellung nur 5,6. Kleine Blendenöffnungen wie z. B. 8, 11 oder 16 sind unabhängig von der eingestellten Brennweite immer wählbar.Verwendet man ein solches Zoomobjektiv in Weitwinkelstellung an einer Kamera, an der das Belichtungsprogramm „Av“ bzw. „A“ eingestellt ist, kann durch Blendenvorwahl bis maximal zur Blende 3,5 aufgeblendet werden. Größere Blendenöffnungen (kleinere Blendenzahlen) wie z. B. 2,8 oder 2,0 sind nicht einstellbar. Zoomt man nun in den Telebereich, verschlechtert sich die Lichtstärke auf 5,6, sodass der vom Fotografen eigentlich voreingestellte Wert 3,5 von der Kamera automatisch entsprechend angepasst wird.
Manche Zoomobjektive haben eine fixe Lichtstärke, die im gesamten Brennweitenbereich gleich bleibt. Dann steht nur eine Zahl auf dem Objektiv, z. B. „4.0“. Bei Objektiven mit fester Brennweite besteht die Angabe der Lichtstärke immer nur aus einer Zahl, z. B. „1.8“.
Während selbst die lichtstärksten Zoomobjektive mit einer maximalen Blendenöffnung von 2,8 ausgestattet sind, bringen es festbrennweitige Objektive auf Lichtstärken von 1,8, 1,4, 1,2 oder im Extremfall sogar 1,0 bzw. 0,95! Mit der Lichtstärke wächst jedoch auch das Volumen, das Gewicht und der Preis – und zwar überproportional.
Gewicht und Preis einer Optik nehmen mit der Lichtstärke rasant zu, hier am Beispiel von 50mm-Objektiven. Die blaue Säulenreihe zeigt die Preisentwicklung, die rote das Gewicht. Bewusst wurde in der Grafik auf Einheiten verzichtet, weil es nur um relative Tendenzen geht. Trotzdem basieren die Werte auf real verfügbaren Produkten.
Diese Aufnahme wurde mit einer Canon EOS 450D und dem 18-55mm-Zoomobjektiv erstellt. Das Objektiv ist nicht sonderlich lichtstark: Bei der Brennweite 50mm ist die maximale Blendenöffnung „lediglich“ 5,6 und mit dieser Blende wurde das Foto aufgenommen. Eine geringere Schärfentiefe ist mit diesem Objektiv nicht zu erreichen.
Würde man das festbrennweitige Objektiv auf 5,6 abblenden, entspräche das Resultat natürlich exakt dem des Zoomobjektivs bei Offenblende.
Hersteller | Brennweite / Lichtstärke | Zirka-Preis (Stand: 8/2011) |
Canon | 50mm / 1:1,8 | EUR 100 |
Nikon AF-S | 50mm / 1:1,8 | EUR 200 |
Nikon AF | 50mm / 1:1,8 | EUR 130 |
Sony | 50mm / 1:1,8 | EUR 180 |
Olympus | 50mm / 1:2,0 Macro | EUR 770 |
Pentax | 50mm / 1:1,4 | EUR 375 |
Preislich nach oben weicht lediglich das Olympus-Objektiv ab, weil es zusätzlich eine Makrofunktion hat und das Pentax-Objektiv, dessen Lichtstärke aber höher als die der anderen erwähnten ist. Allerdings wird das Pentax-Objektiv nicht mehr hergestellt, ist aber derzeit noch als Neuware auf dem Markt verfügbar (Stand: 8/2011).
Das besagte 18-55mm-Zoomobjektiv (links) hat – je nach eingestellter Brennweite – eine Lichtstärke von 3,5 bis 5,6. Deutlich lichtstärker, aber noch erschwinglich ist das 50-mm-Objektiv mit der Lichtstärke 1,8 (Mitte). Erst, wenn die Lichtstärke exorbitant hoch wird (rechts), etwa 1,2, steigt auch der Preis entsprechend.
Daher empfehle ich, eine Ausrüstung, die lediglich aus Zoomobjektiven besteht, um ein Objektiv mit fester Brennweite und hoher Lichtstärke zu ergänzen. Auch dann, wenn die entsprechende Brennweite der lichtstarken Optik bereits durch ein Zoomobjektiv „abgedeckt“ ist.
Die Zunahme der Schärfentiefe bei kleinerer Blendenöffnung ist im Sucher einer Spiegelreflexkamera nur sichtbar, wenn der „Abblendknopf“, auch „Schärfentiefenprüftaste“ genannt, gedrückt wird. Solange das nicht geschieht, schaut man stets bei voll geöffneter Blende durch das Objektiv, dessen Blende sich erst ganz kurz vor der Aufnahme auf den gewählten Wert schließt und danach wieder öffnet. Der Grund ist, dass das Sucherbild stets maximal hell sein soll.
Schärfentiefenprüftaste an einer Canon EOS 5D Mark II Kamera. Der Knopf rastet nicht ein und muss dauerhaft gedrückt werden, um die Blende auf den vorgewählten Wert zu schließen. Währenddessen muss man durch den Sucher schauen.
Die Art und Weise, wie ein Objektiv außerhalb des Schärfentiefenbereichs liegende Objekte abbildet, wird neudeutsch als „Bokeh“ bezeichnet. Es hängt von der Konstruktion des Objektivs und bei Abblendung auch von der Form der Blende ab. Tendenziell neigen Objektive mit fester Brennweite zu einem schöneren Bokeh, verglichen mit Zoomobjektiven. Eine möglichst kreisrund schließende Blende wirkt sich auf das Bokeh günstiger aus als eine mit eckiger Öffnung.
Das verwendete Objektiv, mit dem dieses Foto gemacht wurde, zeigt ein ausgesprochen angenehmes Bokeh, eine „cremige“ und „duftige“ Darstellung unscharfer Bereiche.
Motiv für die folgenden Testaufnahmen: Eine Blüte vor einem Hintergrund mit hellen Pünktchen.
Beispiele
Um zu demonstrieren, welche Wirkung Fotos mit geringer Schärfentiefe entfalten, habe ich die folgende Bilderserie in der Stuttgarter Wilhelma fotografiert. Entstanden sind sämtliche Beispielaufnahmen innerhalb von zwei Stunden mit einer Canon EOS 450D und einem Objektiv mit 50mm fester Brennweite.Mit dieser kleinen, leichten und preiswerten Ausrüstung entstanden alle folgenden Beispielaufnahmen, ohne dass weiteres Zubehör zum Einsatz kam.
Das scharfe Farnblatt hebt sich vom unscharfen Hintergrund ab, obwohl beide die gleiche Farbe haben.
Übung
1. Durchforste dein Bildarchiv und beurteile ausgewählte Aufnahmen einmal nach der vorhandenen Schärfentiefe. Frage dich kritisch, welche davon profitieren würden, wenn das Hauptmotiv unverändert scharf, Vorder- und Hintergrund aber unschärfer erscheinen würden.2. Mach eine Testaufnahme, bei der sich das Hauptmotiv scharf vor einem unscharfen Hintergrund abhebt. Wähle dazu ein Hauptmotiv in der Nähe (Entfernung 50 Zentimeter bis 1 Meter) aus und einen möglichst weit entfernten Hintergrund, der aber nicht aus einer gleichförmigen Fläche (z. B. Himmel) bestehen sollte. Verwende eine lange Brennweite und stelle im Belichtungsmodus „Av“ bzw. „A“ den kleinstmöglichen Blendenwert ein, also die größtmögliche Blendenöffnung.
3. Finde ein Motiv, bei dem sich eine geringe Schärfentiefe positiv auswirkt, beispielsweise ein Porträt. Danach halte Ausschau nach einem zweiten Motiv, das von einer großen Schärfentiefe profitiert. Fotografiere es mit kürzerer Brennweite und großer Blendenzahl (kleine Blendenöffnung).
4. (optional) Falls du nur über Objektive verfügst, deren minimaler Blendenwert 3,5 oder größer beträgt, lass dir in einem Fotogeschäft einmal ein 50-Millimeter-Objektiv mit fester Brennweite für deine Kamera zeigen, dessen Lichtstärke 1,8 oder gar 1,4 beträgt. Frage den Verkäufer, ob du im Laden eine Testaufnahme damit machen darfst, die nach der Anleitung in Übung Nr. 2 entstehen sollte. Mach – wenn möglich – vom gleichen Motiv, aus der gleichen Perspektive und mit der gleichen Brennweite ein Vergleichsbild mit (d)einem Zoomobjektiv bei dessen voller Blendenöffnung und vergleiche die Ergebnisse. Vergleiche auch die Helligkeit des Sucherbildes deiner Spiegelreflexkamera bei den zwei verschiedenen Objektiven.
Weiter geht es mit Teil 8: „Auf Linien im Bild achten“.

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Vielen Dank für das Tutorial
Danke für dieses gute Tutorial. Einiges dazu gelernt.
Das einzige, was für mich neu war, war daß die Anzahl/Ausrührung der Lamellen die Qualität des Bokehs deutlich beeinflusst. Trotzdem, wie immer Klasse Tutorial von Seip!
sehr gut erklärt - Danke Dafür!
endlich hab ich es kapiert :-)
Supertolles Tutorial. Da werde ich wohl noch einiges ausprobieren müssen.
Gut gemacht und hilfreiche Tipps und Beispiele. Das macht Spass und Lust auf mehr.
Genial. Vielen Dank dafür.. jetzt hab ich das mit der Blende auch einigermaßen verstanden. Danke!
Vielen Dank für das Tutorial!
Ausführlich und gut erklärt.
Danke
Super Tutorial! Sehr gut erklärt.
Gut dargestellt, war jetzt kein Neuland für mich aber informativ - Besten Dank
Top beschrieben und auch sehr schöne Beispielbilder.
Obwohl ich hier schon einiges kannte, war doch noch viel neues dabei,
herzlichen Dank.
Danke für die guten Tipps!
Das hat mir sehr gut gefallen!
Ich wusste vorallem nicht, dass die Sensorgrösse auch einen Einfluss hat! Danke sehr!
ein tolles Tutorial! Danke!
Geniales Turtoria Sehr gut erklärt und für mich auch von Vorteil für künftige Aufnahmen
Wirklich sehr gut erklärt. Jetzt kenne ich mich besser mit der Schärfentiefe aus. Danke!
Endlich eine komplette und anschauliche Erklärung zum Thema Tiefenschärfe :) Hat mir sehr weiter geholfen!
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