HDR-Fotografie - Teil 09 - Ein Pseudo-HDRI erstellen

Eigentlich hatte ich für diesen Teil der HDR-Serie eine Beschreibung des HDR-Workflows mit der ausgezeichneten Software FDRTools vorgesehen. Da jedoch einige Leser immer wieder nach der HDR-Generierung aus einer Aufnahme fragen und es zum Teil erstaunliche Annahmen und Erläuterungen zum sogenannten Pseudo-HDR gibt, möchte ich das Thema vorziehen und die Alternative FDRTools in einem der nächsten Tutorials erläutern.
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HDR aus einem Bild
Faktisch gibt es kein HDR-Bild aus einer einzigen Aufnahme – egal, ob als »analoges HDR« eingescannt oder mittels Software aus einer digitalen Bild-Datei generiert. Es kann in jedem Fall nur der Dynamikumfang einer einzigen Aufnahme genutzt werden. Details, die außerhalb dieses Umfangs liegen, können nicht nachträglich herbeigerechnet werden.Die unterschiedlichen Methoden variieren die vorhandenen Helligkeitswerte zu einem sogenannten Pseudo-HDR. Beispielsweise wird mit Hilfe von Photomatix Pro ein 32-Bit Bild generiert, welches ohne Gradationsveränderung auskommt, die die Bildqualität beeinflusst. Ein echten Ersatz für die HDR-Generierung aus mehreren Einzelaufnahmen bietet diese Methode zwar nicht, einen Versuch jedoch, etwas mehr an Detailfülle, gerade bei bewegten Motiven herauszuarbeiten, ist es allemal wert.
Aus der Originalaufnahme im RAW-Format wurden mithilfe des RAW-Konverters sechs zusätzliche unterschiedlich belichtete Abzüge erstellt, die anschließend zum Tonemapped HDRI verarbeitet wurden.
Wichtig: Um aus einer einzelnen Aufnahme im Rahmen des Pseudo-HDR-Workflows das Optimum herauszuholen, sollte unbedingt eine RAW-Datei verwendet werden. RAW-Dateien haben einen höheren Dynamikumfang als JPEG- oder TIFF-Dateien, was für die Erstellung einer künstlichen Belichtungsreihe natürlich von Vorteil ist.
Bei diesem Beispiel wurden zur Originalaufnahme vier Abzüge mit einem Belichtungsunterschied von 1,5 Blendenstufen erstellt und anschließend mit Photomatix Pro zum Tonemapped HDRI verarbeitet.
Zwei Wege zum Pseudo-HDR
1. Mithilfe eines RAW-Konverters, wie beispielsweise Camera Raw von Adobe oder dem mittlerweile aufgekauften RAWShooter von Pixmantec, werden verschiedene Abzüge erstellt, die eine digitale Belichtungskorrektur erhalten. Die HDR-Software erzeugt dann aus diesen Abzügen ein HDR-Bild. Wenn das HDR-Programm damit umgehen kann, sollten Sie die RAW-Abzüge idealerweise als TIFF-Dateien in 16 Bit ausgeben. Theoretisch wäre es auch möglich, die Abzüge mit JPEG- und TIFF-Bildern als Ausgangsmaterial zu erstellen. Wegen des geringeren Dynamikumfangs sowie der Qualitätsverluste im Rahmen der Konvertierung sollte davon jedoch Abstand genommen werden.2. Im Rahmen der Automatisierung kann beispielsweise die HDR-Software Photomatix ein Pseudo-HDR aus nur einem Bild konvertieren. Voraussetzung ist eine TIFF-Datei mit 16 Bit Farbtiefe oder eben eine RAW-Datei. Da Digitalkameras die Bilder üblicherweise als RAW- oder JPEG-Dateien ausgeben, müssten die Aufnahmen erst in TIFF-Dateien konvertiert werden, bevor sie zum Pseudo-HDR verarbeitet werden können. Abgesehen davon, dass dies mit Qualitätseinbußen verbunden ist, steigt der Arbeitsaufwand erheblich. Auch in diesem Fall sind RAW-Dateien die erste Wahl.
Bei dieser kontrastreichen Motivszene bringt das Erstellen einer künstlichen Belichtungsreihe aus einer Aufnahme kaum etwas. Die fünf Quellaufnahmen sind eigentlich schon zu wenig, um den gesamten Kontrastumfang einzufangen.
Mit Camera Raw und Photomatix ein Pseudo-HDR erstellen
Schritt 1: Die RAW-Datei öffnen
Mit der Tastenkombination Strg+B kann die RAW-Datei in Camera Raw geöffnet werden, ohne dass man dabei Photoshop mit aufruft. Das wäre auch unnötig, da für die Erstellung der Belichtungsreihe ausschließlich der RAW-Konverter benötigt wird.Schritt 2: Die erste Belichtung generieren
Für das erste unterbelichtete Quellbild tragen Sie in der rechten Leiste unter Belichtung den Wert -3,50 ein.Schritt 3: Konvertierung speichern
Unter Bild speichern öffnet sich zuerst der Dialog, in dem Sie die Speichereinstellungen vornehmen können. Unter Ziel können Sie die Datei im selben Ordner speichern lassen oder einen anderen Ort auswählen. Der Dateiname sollte für die gesamte Belichtungsreihe derselbe sein und lediglich durch eine fortlaufende Nummerierung ergänzt werden. Als Ausgabeformat wählen Sie TIFF, ohne Komprimierung. Mit einem Klick auf Speichern wird die Konvertierung bestätigt.Schritt 4: Weitere Belichtungen erstellen
Für die nächsten vier Abzüge geben Sie die Belichtungswerte -1,75, 0,00, 1,75 und 3,50 an. Nach jedem Ändern der Belichtungseinstellung wird der Abzug über Bild speichern im gewählten Ordner abgelegt. Während der Verarbeitung zeigt Camera Raw unter dem Vorschaubild den Verlauf der Konvertierung an.Schritt 5: Das HDR-Bild generieren
Die erstellten Quellbilder werden, wie gewohnt, über den Befehl HDR erzeugen in Photomatix geladen. Bei der Einstellung des Belichtungsintervalls müssen Sie diesmal die exakten Werte mit der Hand eingeben, da Photomatix in seiner Belichtungskorrektur nur Drittelsprünge zulässt.Schritt 6: Tone Mapping und Ausgabe
Nachdem das HDR-Bild erstellt ist, geht es zum Tone Mapping. Die Einstellungen, die im Rahmen des letzten Tonemappings vorgenommen wurden, sind erhalten geblieben und können auf das neue Bild angewendet werden. Natürlich können Sie das Pseudo-HDR auch völlig neu einstellen oder, für den direkten Vergleich, Abzüge mit unterschiedlichen Methoden und Einstellungen erstellen.Mit der Photomatix-Automatik zum Pseudo-HDR
Schritt 1: Die Automatik mit einer RAW-Datei starten
Photomatix Pro bietet für die Erstellung eines Pseudo-HDRI eine Automatik an, die einzelne RAW-Dateien in ein HDR-Bild verwandeln. Dazu brauchen Sie nur eine Bilddatei auszuwählen und diese in das Arbeitsfenster von Photomatix zu ziehen; sofort beginnt die Software zu arbeiten und erledigt die Konvertierung im Alleingang.Alternativ können Sie das Bild auch über Datei>Öffnen aufrufen und Photomatix verwandelt die Raw-Datei ebenfalls automatisch in ein Pseudo-HDRI.
Einen Einfluss auf die Konvertierung in Form der Belichtungskorrekturen wie bei der ersten Methode, haben Sie bei der Vollautomatik natürlich nicht. Hat Photomatix seinen Job erledigt, bleibt die 32-Bit-Datei auf dem Arbeitsplatz geöffnet und kann direkt an den Tone-Mapping-Dialog übergeben werden.
Wenn es doch einmal eine JPEG-Datei sein soll, verwandeln Sie diese mit einem Klick unter Automatisierung>Einzelne Dateien konvertieren in ein Pseudo-HDRI. Nachdem das HDR-Bild erstellt wurde, befindet es sich im Ordner PhotomatixConversions und kann über Datei>Öffnen für das Tone Mapping in das Arbeitsfenster geladen werden.
Schritt 2: Das Tone Mapping
Nachdem das HDR-Bild erstellt wurde, kann es zum Tone Mapping in das betreffende Arbeitsfenster geladen werden. Um überhaupt einen HDR-Effekt aus einem Pseudo-HDR herauszuholen, muss das Tone Mapping insgesamt stärker eingestellt werden. In vielen Fällen gelingt dies nicht wirklich. Wer jedoch auf den typischen HDR-Effekt verzichten kann, hat mit dem Werkzeug die Möglichkeit, den Kontrastumfang von Einzelaufnahmen in Maßen anzuheben.Fazit:
Ein Pseudo-HDRI kann nicht als echtes High Dynamic Range-Bild bezeichnet werden Es ist eher ein Bild, das nahezu den gleichen Kontrastumfang beinhaltet wie ein aus derselben RAW-Datei konvertiertes JPEG- oder TIFF-Bild. Die herausragendste Eigenschaft des Pseudo-HDR-Bildes besteht darin, dass es nahezu unbearbeitet ist. Das heißt, es wurde keiner qualitätsmindernden Gradationsveränderung oder Datenreduktion unterzogen. Als ein weiterer Nachteil ist jedoch anzumerken, dass die aus einer einzelnen RAW-Datei erzeugten Pseudo-HDR-Bilder nach dem Tone Mapping häufig ein starkes Bildrauschen aufweisen.Um bessere Tone-Mapping-Ergebnisse aus einem Pseudo-HDR-Bild oder einer 16-bit-TIFF-Datei zu erhalten, sollte der Rauschanteil schon in der Aufnahme möglichst niedrig gehalten werden. Das lässt sich mit einer geringen ISO-Einstellung und einer leichten Überbelichtung ganz gut erreichen. Letztendlich bestimmt die Motivszene, ob es möglich ist, aus einer Aufnahme ein Pseudo-HDR zu erstellen oder ob es doch notwendig ist, eine ordentliche Belichtungsreihe zu fotografieren. Der Blick aus dem Fenster beispielsweise, vom relativ dunklen Raum ins Tageslicht, wäre als Pseudo-HDR nicht umsetzbar.

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Vielen Dank für die Tutorial-Reihe. Sehr gut erklärt, ich hatte als Foto-Neuling nicht das Gefühl, dass ich nicht mitkomme. Werde mich da in der nächsten Zeit mal ranmachen.
Herzlichen Dank
LG
Stefam
Nach meinen ersten Schritten macht die Sache mit den HDR-Bildern immer mehr Spaß. Danke dafür.
Gut verständliches Tutorial, danke dafür!
Übung macht den Meister und mit deinen Tutorials ist das ein Leichtes...
Muss mal mein Archiv durchforsten ob da nicht das ein oder andere Bild mit dieser Technik noch aufgewertet werden kann. Herzlichen Dank fürs Erklären.
Einer der besten HDR-Tutorials die ich bis jetzt gefunden habe! Natürlich alle Teile von 1-15 :-) DANKE *Daumen hoch*
Danke für dieses gute Tutorial
Schön erklärt, gut mal so etwas gelesen zu haben!
Super erklärt hat mir echt geholfen :) wobei Strg + B zum öffnen hat nicht geklappt ..... aber das macht nichts ;)
Schönes Tutorial. Wenn man mal die Belichtungsreihe verpasst hat, kann man trotzdem noch was rausholen.
Danke für das Tutorial, sehr hilfreich!
Der Tipp ins *.tif - format umzuwandeln ist sehr gut!
Vielen Dank für die hilfreichen Informationen !
Gut mal gelesen zu haben
Nette Technik um ein Foto etwas aufzupeppen, aber kein Vergleich zu den echten HDRIs.
Gut verständliches Tutorial, danke!
vielen dank für die vorbildliche Arbeit,es ist sehr gut zu verstehen
Ich gehe gleich mal raus und mache ein paar fotos! Super Tut :-)
Vielen Dank, ist ein tolles Tutorial :)
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