Landschaftsfotografie - Teil 05: Kameras

Um es gleich vorwegzunehmen: Es gibt keine ideale Kamera für die Landschaftsfotografie. Jede Kamera hat ihre Vor- und Nachteile und je nach Qualitätsanspruch und Preislage muss ich mich für ein System entscheiden. Inzwischen gibt es aber schon für wenig Geld qualitativ gute, digitale Kompaktkameras, welche durchaus für die Landschaftsfotografie eingesetzt werden können. Wer allerdings im „technischen High-End“-Bereich tätig sein möchte, kann nach wie vor etliche tausend Euro investieren … aber: Nicht die Kamera macht das Bild, sondern immer noch der, der dahinter steht!
Grundsätzlich unterscheiden wir dabei 3 gängige Filmformate:
• Planfilme für Großformatkameras (Einzelfilme im Format 4x5inch und 8x10inch)
• Rollfilme für Mittelformatkameras (120er Rollfilme)
• Kleinbildfilme für Kleinbildkameras (35mm)
Die Negativformate variieren je nach verwendetem Kameratyp für die Rollfilme und auch für die 35mm-Filme. So kann ich z. B. mit der Hasselblad X-Pan (variabel) 24x36mm- oder 24x62mm-Negative bzw. Dias herstellen. Beim Rollfilm können die Formate 4,5x6cm, 6x6cm, 6x7cm, 6x8cm, 6x9cm, 6x12cm und 6x17cm mit der jeweils passenden Kamera belichtet werden.
Oregon USA - LINHOF Technorama 617 - Objektiv 72mm - Blende 45 - Belichtungszeit 2 Minuten
Die obige Aufnahme ist mit dem großen Negativformat von 6x17cm mit einer Linhof Technorama aufgenommen worden. Da die Aufnahme vor Sonnenaufgang auf einen gering empfindlichen Film belichtet wurde und für die Schärfentiefe ganz abgeblendet werden musste, hat sich diese enorm lange Belichtungszeit ergeben. Die ankommenden Wellen sind nicht zu erkennen und erscheinen durch die Langzeitbelichtung wie leichter Nebel.
Wasserfall Mae Sa - Chang Mai - Thailand - LINHOF Technorama 617 - Objektiv 180mm - Blende 45 - Belichtungszeit 8 Sekunden
Bergbach Hollyford Valley, Neuseeland - LINHOF Technorama 617 - Objektiv 72mm - Blende 45 - Belichtungszeit 64 Sekunden
Die lange Belichtungszeit resultierte aus folgenden Komponenten:
Filmempfindlichkeit ISO 100, Weitwinkelobjektiv 72mm mit zentrischem Verlaufsfilter, welcher den Lichtabfall am linken und rechten Bildrand korrigiert, da die Lichtstrahlen bei diesem kurzbrennweitigen Objektiv einen wesentlich weiteren Weg zum Bildrand als zur Bildmitte zurücklegen müssen und deshalb an Intensität verlieren. (Der Verlaufsfilter ist in der Mitte dichter als am Rand und gleicht damit den „Lichtabfall“ am Bildrand aus.
Aber: Er „schluckt“ satte 2 Blendenwerte, weshalb die gemessene Belichtungszeit 2x verlängert werden muss!) Um die Blätter im Vordergrund und auch die Steine im Bachbett scharf abbilden zu können, musste ich auf Blende 45 abblenden, was natürlich die Belichtungszeit erheblich verlängert hat. Da ich einen bewölkten Himmel (und damit diffuses Licht) hatte und mitten im Wald stand, war grundsätzlich schon wenig Licht vorhanden …
So sind nach der Berücksichtigung der genannten Faktoren folgende Belichtungswerte entstanden:
Belichtungsmessung bei ISO 100 und Blende 45 = 8 Sekunden
+ 2 Blendenwerte für den Verlaufsfilter = 32 Sekunden
+ Schwarzschildverlängerungsfaktor 1 Blende = 64 Sekunden
So musste ich also über 1 Minute lang belichten, weshalb das fließende Wasser auch ganz „weich“ abgebildet wurde.
Buchenwald Oberschwaben - LINHOF Technorama 617 - Objektiv 72mm - Blende 45 - Belichtungszeit 30 Sekunden
Auch bei diesem Bild musste ich die schon oben genannten Kriterien berücksichtigen. Allerdings habe ich hier den Verlaufsfilter für das Weitwinkelobjektiv weggelassen, wobei der Lichtabfall links und rechts nun deutlich zu sehen ist. Oft kommen mir diese dunkleren Randpartien für die Bildgestaltung entgegen, da sie bewusst die Bildmitte betonen.
Auch die folgende Hochformataufnahme ist ohne den zentrischen Verlaufsfilter entstanden. Wer diesen Effekt partiell über die Bildbreite (z. B. dunkler Himmel) haben möchte, kann sich einen „Grauverlaufsfilter“ zulegen, der dann z. B. den hellen Himmel farbneutral abdunkelt. Nicht zu verwechseln mit einem Neutraldichtefilter (Graufilter-ND2 oder ND4), welcher das gesamte Bildformat abdunkelt und zu Belichtungszeitverlängerungen führt.
(Selialandsfoss Island - LINHOF Technorama 617 - Objektiv 72mm - Belichtungszeit 2 Minuten)
Soussusvlei, Namibia - NIKON F5 - Farbdiafilm - Objektiv 135mm - Blende 16 - Belichtungszeit 1/15 s - Polarisationsfilter
Diese 24x36mm-Aufnahme auf Film ist natürlich, was Ausschnitt bzw. Vergrößerungsfähigkeit betrifft, eingeschränkt.
Soussusvlei, Namibia - Mittelformatkamera Hasselblad 500CM - Objektiv 150mm - Blende 22 - Belichtungszeit 1/4 Sekunde
Zur Aufnahme: Auch hier habe ich das leichte Teleobjektiv an der Hasselblad Mittelformatkamera weit abgeblendet, um den Vorder- und Hintergrund scharf abbilden zu können. Ein Rotfilter hat den Himmel dunkler gemacht und ein solides Stativ war notwendig, um das Bild wegen der langen Belichtungszeit nicht zu verwackeln.
Praenamib, Namibia - Mittelformatkamera Hasselblad SWC - Objektiv 38mm - Rotfilter
Praenamib, Namibia - Mittelformatkamera Hasselblad SWC - Objektiv 38mm - Ausschnitt
Nun zu den Digitalkameras. Zuerst noch einmal die Sensoren im Größenvergleich:
Der technische Fortschritt im digitalen Fotobereich ist bei diesen Kamerasystemen am deutlichsten zu sehen. Es würde den Rahmen dieses Tutorials sprengen, wenn ich auf die jeweiligen Funktionen der entsprechenden Kameramodelle eingehen würde. Um euch über die technischen Details dieser Kameras zu informieren, solltet ihr die Datenblätter der Hersteller zurate ziehen.
Für beide (sehr ähnlichen Systeme!) gibt es eine Vielzahl von Wechselobjektiven, die inzwischen fast jedem Wunsch nachkommen.
Wer die Objektive aus der analogen Filmtechnik (24x36mm) verwenden will, muss allerdings (bedingt durch die kleinere Sensorgröße) einen Brennweitenverlängerungsfaktor von 1,5 bzw. 1,6 berücksichtigen. So ist z.B. ein 24mm-Weitwinkelobjektiv (Vollformat) beim APS-C-Format „nur“ noch ein 38mm-Objektiv! Aber die für diese Formate entwickelten Objektive sind für diese Sensorgrößen berechnet und natürlich kompakter und leichter als die „Vollformat“-Objektive.
Lake Heron Neuseeland - CANON 5D Mark2 - Objektiv 24-105mm
Montiertes Panorama aus 11 Einzelbildern
Es ist nur darauf zu achten, dass ihr ca. 30% Überlappung bei den einzelnen Aufnahmen habt. Ein Panoramakopf zwischen Stativ und Kamera ist dabei eine gute Hilfe, was die horizontale Ausrichtung betrifft. Trotzdem bleibt es nicht aus, nach der Montage die Außenkante des neu entstandenen Panoramas zu beschneiden. So ist obiges Bild aus 11 Einzelbildern entstanden, und die stattliche Dateigröße von 210 MB lässt ein qualitativ hochwertiges Panorama von 180cm x 30cm zu (bei 300dpi).
Nachdem ich die Einzelaufnahmen im Photoshop über die Funktion Automatisieren>Photomerge zusammengebaut habe, musste ich lediglich noch eine Tonwertkorrektur vornehmen und über Bild>Korrekturen>Tiefen-Lichter die Schatten etwas aufhellen. Das neu entstandene Panorama hat nun fast 90 MB und bei 300dpi wäre eine Vergrößerung von 120cm x 20 cm problemlos möglich.
Hoher Freschen, Vorarlberg, Österreich - Kompaktkamera Panasonic DMC-LX2
Pungarehu, Neuseeland - Kompaktkamera Panasonic DMC-LX2
Akaroa Neuseeland - Kompaktkamera Panasonic DMC-LX2 Makroeinstellung
Panasonic Lumix DMC-LX2 - Farbtemperatureinstellung auf Automatik
Panasonic Lumix DMC-LX2 - Farbtemperatureinstellung auf "Tageslicht" (manuell)
Panasonic Lumix DMC-LX2 - Farbtemperatureinstellung auf Kunstlicht (manuell)
Panasonic Lumix DMC-LX2 - Farbtemperatureinstellung auf Tageslicht (manuell)
Krokusblüte in Husum - Panasonic Lumix DMC-LX2 - Farbtemperatureinstellung auf "Tageslicht" (manuell)
Abschließend möchte ich sagen, dass trotz aller Technik NICHT die Kamera maßgeblich daran beteiligt ist, ob ein Bild gut oder schlecht wird. Es ist immer noch der Mensch, der hinter dieser steht und das Bild macht!

Passend zum Inhalt empfehlen wir:
Herbst-Fotografie: Fotoshooting-Tipps
vielen Dank für deine Arbeit
Da ist eiiniges noch unklar.
Schöne Fotos, auch mit ganz normalen Kameras geschossen. Es zählt eben nicht nur das Equipment.
Danke fürs zeigen.
Vielen Dank für die hilfreichen Tipps.
Toller Überblick. Hat mir sehr weitergeholfen.
Sehr gut gemachter Bericht mit vielen interessanten Details
Vielen Dank für das sehr interessante Tutorial. Zumal ich dadurch nachträglich meine Entscheidung zum Kauf der LX2 bestätigt bekomme. Obwohl ich den Minisensor nicht als "großen" Sensor bezeichnen würde. Wirklich gut sind die vielen manuellen Einstellmöglichkeiten und die RAW-Ausgabe. Das Tutorial hat mich durch die tollen Fotos angespornt, die versteckten Features der Kamera wieder zu entdecken.
Grüße
Es tut gut, immer wieder zu lesen, dass nicht in erster Linie der Fotoapparat für die Qualität der Bilder verantwortlich ist, sondern der dem das Auge hinter dem Sucher gehört.
Schöner Überblick! Thx
Toll zu sehen, dass man auch mit einer Kompaktkamera so schöne Bilder machen kann - das hätte ich gar nicht für möglich gehalten!
Super interessante Ausführung! Über die Sensorgröße habe ich mir bisher noch gar nicht soooo große Gedanken gemacht.... Guter Hinweis! Außerdem tolle Fotos; die Hinweise auf die Kameraeinstellung sind sehr hilfreich. Danke für die Mühe!
Ein spannender und ungewöhnlicher Einblick in Technik und deren Nutzung. Bin echt begeistert und verfolge die Serie mit großer Freude und Interesse .. Vielen Dank für die Mühe
Vielen Dank!
Ich habe mir alle Teile geholt und bin begeistert! Super Tutorial mit 1A Bildern!
LG dajdaj
Toll, jetzt auch noch Tipps für die Kameras. Ich werde mir bald eine komplette Ausrüstung zulegen. Dafür kann ich die Tipps sehr gut gebrauchen. Vielen Dank!!!
Hallo Helmut,
sehr gut methodisch- didaktisch erklärt. Schön zu sehen, dass man nicht immer eine teure Kamera braucht, sondern der geschulte Blick und die Wahrnehmung zum guten Bild führen. Mach so weiter ... Grüße
Interessanter Überblick
Vielen Dank für den Überblick