Studiofotografie im Heimstudio Teil 06: Hintergrundgestaltung für Stillleben und Produktfotos

Hintergrundgestaltung meint nicht nur die Wahl des Hintergrundmaterials und der Farbe, sondern auch die Anordnung von Gegenständen und Dekomaterialien. Gerade bei Stillleben wie den meisten Food-Fotos ist der Hintergrund ein wesentlicher Teil der Bildkomposition, denn er muss ja nicht immer einfarbig sein. Die Tutorial-Serie richtet sich an Einsteiger, die mit minimalem Aufwand (technisch und finanziell) erste Erfahrungen in der Studiofotografie machen möchten.
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Mögliche Hintergrundmaterialien für einfarbige Hintergründe
Als Materialien für Hintergründe kommt im Prinzip fast alles infrage, was sich nach Ihren Wünschen drapieren lässt. Üblich ist Stoff, Papier oder Pappe.Stoff hat oftmals den Nachteil, dass es sehr schwierig ist, ihn faltenfrei anzuordnen. Wenn Sie nicht gerade die Falten in Ihre Hintergrundgestaltung einbeziehen möchten, wirken diese sehr störend.
Bild 1: Eine Tischdecke als Hintergrund- und Untergrund ist im Prinzip nicht schlecht, nur ist es sehr schwer, diese faltenfrei zu drapieren. Selbst wenn Sie sie vorher glatt bügeln, verbleiben oft Falten und Wellen, die dann auf den Bildern sichtbar sind.
Bei der Wahl des Stoffes sollten Sie berücksichtigen, ob Sie dessen Struktur sichtbar im Bild haben möchten oder bspw. für Freisteller auf schwarzem Hintergrund eher eine homogene Fläche haben möchten. Für Letzteres sollten Sie Samt verwenden. Pannesamt, der oft als Dekostoff verkauft wird, ist dafür zwar schon sehr gut geeignet, glänzt aber sehr stark und ist sehr weich, sodass er kaum faltenfrei zu drapieren ist. Optimal ist festerer Samt, der aber leider kaum im Handel zu bekommen ist.
Bild 4: Hier wurde ein schwarzer Samthintergrund verwendet, der Zubehör eines Lichtzeltes war.
Alternativ zu Stoff kommt Pappe oder Papier infrage. Vor allem Pappe lässt sich sehr gut drapieren, Sie haben kaum Probleme mit Falten oder Wellen und Sie bekommen Pappe in Form von Tonpapier bis zur Größe A2 in fast jedem Schreibwarenladen, noch dazu in vielen verschiedenen Farben.
Tipp: Benötigen Sie größere Bögen, bekommen Sie Tonpapier in vielen Farben im Handel für Künstlerbedarf auch bis Größe A0.
Allerdings gibt es doch ein paar Nachteile, die gegen Tonpapier sprechen. Dies gilt allerdings nur für dunkle Farben, denn hier ist die Struktur des Tonpapiers sehr gut zu erkennen, da es recht grob ist. Bei hellen Farben ist es offenbar sehr viel feiner, zumindest fällt die Struktur weniger auf. Besonders extrem fällt diese Struktur bei schwarzem Tonpapier auf, das noch dazu eher dunkelgrau als wirklich schwarz ist.
Tipp: Wenn Sie dunkle Hintergründe benötigen, sollten Sie Stoff wählen, bei hellen Hintergründen ist Tonpapier eine sehr gute Alternative, die sich besser handhaben lässt als Stoff. Tonpapier bietet überdies einen guten Untergrund, um Stoff zu drapieren.
Anordnung des Hintergrundes
Möchten Sie möglichst einen weichen, fließenden Übergang zwischen Untergrund und Hintergrund erreichen, sollten Sie den Hintergrund in Hohlkehle legen und darauf Ihre Motive drapieren. Diese können Sie bei Bedarf um weitere Elemente für Ihre Hintergrundgestaltung ergänzen.Am einfachsten geht das mit Tonpapier. Lehnen Sie das hinten gegen einen hohen Karton oder etwas anderes, das ausreichend standfest und hoch genug ist, und kleben Sie es vorne mit Klebeband fest, damit es nicht wegrutscht.
Es bildet sich so automatisch eine weiche Biegung, die anders als ein Knick eine gleichmäßige Ausleuchtung ermöglicht.
Bild 7: Aus Tonpapier, einem Karton und etwas Klebeband können Sie so einen Aufnahmetisch erstellen, der äußerst preiswert und variabel ist.
Auf dem Tonpapier, das zunächst für die Biegung notwendig ist, können Sie dann problemlos auch Stoffe drapieren und sind so in Ihrer Hintergrundgestaltung nicht eingeschränkt.
Die Farbe wählen
Die Farbe für den Hintergrund sollte Sie in der Regel passend zum Motiv wählen; entweder eine Komplementärfarbe oder eine andere Helligkeitsabstufung der Motivfarbe bzw. eine Farbe, die im Motiv vorkommt.Bild 8: Bei diesem Bild passt zwar die Tellerfarbe sehr gut zum Motiv, dafür aber gar nicht zum eher zarten hellblauen Hintergrund.
Hintergründe gestalten
Einfarbige Hintergründe wirken schnell steril. Für Produktfotos ist das sicher in der Regel gewünscht, bei Food-Fotos und Stillleben aber eher weniger. Hier sollen Gefühle und Stimmungen transportiert werden und dazu ist neben einer schönen Ausleuchtung auch eine ansprechende Hintergrundgestaltung erforderlich.Bild 11: Vielfach reicht es schon, Stoff unscharf und leicht faltig unter dem Motiv zu drapieren. Hier wurde einfach über die weiße Pappe ein transparenter grober, goldener Dekostoff gelegt.
Nehmen Sie an, Sie möchten eine Büroszene fotografieren; wesentliches Element soll ein geöffneter Ordner sein und Sie möchten damit Stress, Arbeit etc. darstellen. In diesem Fall wäre ein einfarbiger, noch dazu weißer oder sehr heller Hintergrund nicht das Optimum.
Bild 12: Der Ordner ist scharf, er ist aufgeschlagen, aber das Bild wirkt langweilig und steril.
Bild 13: Besser ist diese Version: Der unscharfe Ordnerstapel vermittelt den Eindruck von viel Arbeit, ohne aber zu sehr von dem aufgeschlagenen Ordner im Vordergrund abzulenken.
Bild 14: Die Kerzen im Hintergrund vermitteln eine anheimelnde Stimmung und machen das Bild viel freundlicher als mit einfarbigem Hintergrund.
Bild 15: Hier sind die Handtücher ausreichend unscharf um nur farbige unscharfe Streifen im Hintergrund zu bilden.
Hinweis: Wenn Sie den Hintergrund mit anderen Elementen ausfüllen möchten, egal ob das nun Handtücher, Kerzen oder Ordner sind, ist dazu in der Regel immer ausreichend Unschärfe erforderlich. Dazu brauchen Sie ein Objektiv mit geringer Naheinstellgrenze oder großer Brennweite und hoher Lichtstärke, damit Sie die Blende weit öffnen können. Leider ist das bei Kompaktkameras sehr schwierig, nicht nur wegen der dort verfügbaren Objektive, sondern auch, weil ein weicher Schärfeverlauf aufgrund des hohen Verlängerungsfaktors schon nicht möglich ist. Etwas ausgleichen können Sie da, wenn Sie die Kompaktkamera mit einer leichten Nahlinse versehen oder die Elemente im Hintergrund sehr weit vom Vordergrundmotiv entfernen.
Spiegelungen erzeugen
Auch Spiegelungen sind ein gutes Mittel, um Produktfotos oder Stillleben interessanter zu gestalten.Bild 17: Solche Spiegelungen machen sogar aus einfachen Produktfotos kleine Kunstwerke und wirken immer sehr edel.
Tipp: Mit einem Polfilter können Sie die vorhandene Spiegelung verstärken oder auch abschwächen und so ganz nach Belieben steuern.
Bild 18: Die Glasplatte sorgt für die passenden Spiegelungen.
Tipp: Für kleinere Motive gibt es im Fachhandel und bei eBay Acryl-Podeste in verschiedenen Farben, bspw. in transparent, weiß und schwarz, die für den Einsatz in Lichtzelten gedacht sind. Sie haben eine hochglänzende Oberfläche und erzeugen so wundervolle Spiegelungen. Wenn Sie sie mit der abgerundeten Kante zum Hintergrund drehen, ist die Kante in der Regel nicht mehr sichtbar.
Bild 19: Acrylpodeste sind eine gute Möglichkeit für kleine Motive.
Gerade Glas und Metalle biete viele interessante Möglichkeiten, Spiegelungen in die Bildgestaltung einzubeziehen. Allerdings sind die nicht immer erwünscht. Wie Sie Metall und Glas ansprechend ins Bild setzen, erfahren Sie im nächsten Tutorial.

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Danke für die Tipps. Die unscharfen Handtücher im Hintergrund werde ich sofort mal ausprobieren.
für mich sind sehr hilfreiche Tipps dabei. Vielen herzlichen Dank für das Tutorial
Danke schön sehr gute Anleitung
Tolles Tutorial, vielen Dank.
Tolle Serie. Danke.
super Tutorial, Danke!
Klasse! Vielen Dank!
Sehr hilfreich, auch wenn man wie ich ein Anfänger ist, Danke!
Vielen Dank für das hilfreiche Tutorial
Vielen Dank für das hilfreiche Tutorial
Prima Workshop - vielen Dank!
Die Idee mit den kleinen Acrylpodesten finde ich sehr gut, werde mir mal welche besorgen.
Gutes Tutorial, das mich wieder ein Stückchen weiter gebracht hat.
Sehr schön umgesetztes Thema bzgl. Gestaltung mit Motiven und passenden Hintergründen. Danke für die Tipps.
Gute Tipps und gelungene Bilder. Vielen Dank!
vielen dank - wieder was dazu gelernt
Super... ich habe mich erst neu angemeldet in diesem Forum und bin total begeistert. Sind sooo gute Beiträge hier, toll einfach toll.
Vielen Dank
Gute Infos für Einsteiger
1A Tutorial. Vielen Dank.
Ich habe etliches gelernt was ich noch nicht wusste.
Sehr lehrreich und verständlich erklärt.
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